55 Jahre spannte sie sich über das Tal der Rahmede. Dann zwangen 150 Kilogramm Sprengstoff den Koloss in die Knie und machten ihn dem Erdboden gleich. Die Sprengung der Rahmedetalbrücke betrifft auch unsere Mark Wohnungsgesellschaft mbH, steht doch unser Wohnhaus an der Altenaer Str. 198 in unmittelbarer Nähe zu den nunmehr ehemaligen Brückenpfeilern. Swanie Diehl lebt im Dachgeschoss der Nummer 198 und hatte neben der Sorge um das Haus selbst auch Angst um ihre ganz besondere Sammlung: eine Sammlung voller Engel. „Ich bekomme seit vielen Jahren Engel geschenkt, weil sich die Menschen bei mir bedanken wollen, wenn ich ihnen geholfen habe. 253 Engel habe ich mittlerweile,“ erzählt die gebürtige Philippinin, die seit 1994 in Deutschland lebt. Die engagierte Christin unterstützt ihre evangelische Kirchengemeinde in Oberrahmede wo sie nur kann und erfährt damit viel Dankbarkeit, die auch ihre himmlische Sammlung stetig wachsen lässt. In dieser nur wenige hundert Meter von der Sprengung gelegenen Kirche veranstaltete sie mit zahlreichen Helfern der Gemeinde an diesem 7. Mai 2023 ein kostenloses Frühstück. Drei Stunden vor der endgültigen Sprengung musste sie die Wohnung verlassen, die Kirche war ein irritierend naher Ausweichort.
Um Punkt 12.00 Uhr dann die lauten Hupen, die Explosionen und dann der ohrenbetäubende Lärm, als 17.000 Tonnen Beton und Stahl 70 Meter in die Tiefe stürzten. Das gefallene Bauwerk hüllte den weiten Umkreis kurzfristig in eine gigantische Staubwolke ein und sorgte so für Momente der Unsicherheit, ob wirklich alles gut gegangen ist. „Als ich den Knall gehört habe und den ganzen Staub sah, habe ich gedacht, dass meine Wohnung zerstört ist und alle Engel, die darin sind,“ erzählt sie. Mit rund 2.000 Menschen beobachtete sie die Sprengung aus der geringen Distanz und konnte sprichwörtlich aufatmen, als sie erkannte, dass der Sprengmeister sein Werk verstand und die Brücke zielgenau streckte. Ein paar Fenster in der Nachbarschaft gingen zu Bruck, vereinzelte Lampen fielen von den Decken, aber in Summe eine Meisterleistung. Und auch den Engeln ist nichts passiert. Unser Haus an der Altenaer Straße ist also völlig unbeschädigt, der Staub längst verflogen. Das Chaos um den Neubau der Nachfolgebrücke hält an. Aber ein wichtiger Meilenstein für die gesamte Region ist geschafft. Vielleicht auch mit der Unterstützung der kleinen Engel von Swanie Diehl.